Definition

Die Überstimulation, auch Ovarielles Hyperstimulationssyndrom (OHSS) genannt, ist eine bedeutende Komplikation, die im Rahmen einer Kinderwunschbehandlung wie der IVF-Behandlung (In-vitro-Fertilisation) und der ICSI-Behandlung (Intrazytoplasmatische Spermieninjektion) auftreten kann.

In diesem Blogbeitrag werden wir die Symptome, Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten der Überstimulation erläutern.

Ursachen

Die Überstimulation wird durch die hormonelle Stimulation während der Kinderwunschbehandlung verursacht. Ziel dieser Behandlungen ist es, die Eizellenreifung zu fördern, indem die Eierstöcke mit Hormonen stimuliert werden. Bei manchen Frauen, insbesondere bei denen mit PCO-Syndrom (Polyzystisches Ovarialsyndrom), reagieren die Eierstöcke übermäßig stark auf diese Hormone, was zu einer übermäßigen Produktion von Eibläschen (Follikel) führt. Dies erhöht unter anderem die Durchlässigkeit der Blutgefäße, wodurch Flüssigkeit aus den Gefäßen in die Bauchhöhle und andere Körperbereiche austreten kann.

Überstimulationssyndrom OHSS Komplikationen Starke Bauchschmerzen

Symptome

Die Symptome einer Überstimulation können von mild bis schwer reichen. Zu den häufigsten Anzeichen gehören:

    1. Bauchschmerzen und Blähungen: Von leichten Krämpfen bis hin zu starken Schmerzen, oft begleitet von Blähungen.
    2. Gewichtszunahme: Plötzliche Zunahme (mehr als 2-3 kg innerhalb von 24 Stunden) kann auf Flüssigkeitsansammlungen hinweisen.
    3. Übelkeit und Erbrechen: Übelkeit bis hin zu Erbrechen ist häufig.
    4. Kurzatmigkeit: Atembeschwerden können auftreten, wenn sich Flüssigkeit ansammelt.
    5. Verminderte Urinproduktion: Weniger Urin kann ein Zeichen für Flüssigkeitsansammlungen sein.
    6. Aufgeblähter Bauch: Ein Gefühl von Völlegefühl oder ein geschwollener Bauch ist typisch.

Müde Und Erschöpfte Frau

Meine Patientinnen schilderte darüber hinaus noch:

    1. Müdigkeit und Erschöpfung
    2. Häufiges, aber wenig ertragreiches Wasserlassen
    3. Starke Brustschmerzen

Komplikationen

Die Überstimulation birgt erhebliche gesundheitliche Risiken. Die übermäßige Flüssigkeitsansammlung kann die Blutgefäße beeinflussen, was zu einer Verdickung des Blutes und in seltenen Fällen zu Blutgerinnsel (Thrombosen) führen kann. Weitere mögliche Komplikationen sind Leber- und Nierenfunktionsstörungen, die manchmal einen Krankenhausaufenthalt erforderlich machen. Zusätzlich können Flüssigkeitsansammlungen in der Lunge (Pleuraerguss) und eine ovarielle Ruptur auftreten. Diese Komplikationen können lebensbedrohlich sein und erfordern eine sofortige medizinische Behandlung. Auch kann es bei einer Überstimulation zu einer Mehrlingsschwangerschaft kommen, die sowohl für die Mutter als auch für die Kinder riskant sein kann.

Überstimulation

Behandlung

Die Behandlung der Überstimulation richtet sich nach dem Schweregrad der Symptome. Bei milden Formen kann es ausreichen, sich auszuruhen, ausreichend Flüssigkeit zu trinken und den Bauchumfang sowie das Körpergewicht regelmäßig zu kontrollieren. Bei moderaten bis schweren Formen kann eine stationäre Aufnahme notwendig sein, um die Flüssigkeitsbilanz zu überwachen und eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr sicherzustellen.

In extremen Fällen kann eine Punktion der Bauchhöhle notwendig sein, um überschüssige Flüssigkeit zu entfernen. Zudem kann die Gabe von Medikamenten erforderlich sein, um die Symptome zu lindern und Komplikationen zu verhindern.

Vorbeugung

Um das Risiko einer Überstimulation (OHSS) im Rahmen einer Kinderwunschbehandlung zu minimieren, können verschiedene präventive Maßnahmen ergriffen werden. Diese beinhalten:

    1. Regelmäßige Kontrolluntersuchungen: Ultraschalluntersuchungen: Während der Stimulationsphase werden regelmäßige Ultraschalluntersuchungen durchgeführt, um die Anzahl und Größe der Follikel zu überwachen.
    2. Blutuntersuchungen: Überprüfungen der Hormonspiegel, insbesondere des Östrogens, helfen dabei, eine übermäßige Reaktion frühzeitig zu erkennen.
    3. Angepasste Hormondosierung: Die Dosierung der Hormone wird individuell angepasst, um eine übermäßige Stimulation der Eierstöcke zu vermeiden. Dies kann durch niedrigere Dosen oder alternative Stimulationsprotokolle erreicht werden.
    4. Verwendung von GnRH-Antagonisten: Der Einsatz von GnRH-Antagonisten kann helfen, die Hormonausschüttung besser zu kontrollieren und das Risiko einer Überstimulation zu senken.
    5. Coasting“-Methode: Bei Anzeichen einer drohenden Überstimulation wird die Hormonstimulation für ein paar Tage unterbrochen (Coasting), um den Östrogenspiegel zu senken, bevor die endgültige Auslösung der Eizellreifung erfolgt.
    6. Alternative Auslösemethoden: Anstelle von hCG kann ein GnRH-Agonist verwendet werden, um die Eizellenreifung auszulösen, was das Risiko von OHSS deutlich verringern kann.
    7. Vermeidung von frischem Embryotransfer: In Zyklen mit hohem Risiko für OHSS kann auf einen frischen Embryotransfer verzichtet werden. Stattdessen werden die Embryonen eingefroren (Kryokonservierung) und in einem späteren, nicht stimulierten Zyklus transferiert.

FAQ-Ueberstimulationssyndrom

FAQ

Wie lange dauert eine Überstimulation?

Die Dauer eines Überstimulationssyndrom kann variieren, je nach Schweregrad der Symptome und individueller Reaktion auf die Behandlung.

    1. Leichte Formen: Die Symptome wie leichte Bauchschmerzen, Blähungen und geringfügige Gewichtszunahme können einige Tage bis eine Woche andauern. Diese milden Symptome klingen in der Regel von selbst ab, oft ohne spezielle Behandlung.
    2. Moderate Formen: Diese können ebenfalls einige Tage bis eine Woche andauern, erfordern jedoch möglicherweise ärztliche Überwachung und symptomatische Behandlung, wie Flüssigkeitszufuhr und Schmerzmanagement.
    3. Schwere Formen: Die Symptome können länger anhalten, manchmal mehrere Wochen. Schwere OHSS erfordert oft eine intensivierte medizinische Betreuung, die in einigen Fällen einen Krankenhausaufenthalt einschließt. Die Symptome können bis zu zwei Wochen anhalten, wobei die schwersten Symptome normalerweise innerhalb von sieben bis zehn Tagen nach der hCG-Injektion (humanes Choriongonadotropin) auftreten, die zur Eizellenreifung gegeben wird.

In vielen Fällen klingen die Symptome ab, sobald die hormonelle Stimulation beendet wird und der Körper die überschüssigen Hormone abbaut. Bei schwangeren Frauen können die Symptome länger anhalten, da die Schwangerschaftshormone die Überstimulation weiter verstärken können. In solchen Fällen bessern sich die Symptome oft nach den ersten Schwangerschaftswochen, wenn der Hormonspiegel sich stabilisiert.

Wie kann ich selbst dazu beitragen, eine Überstimulation zu vermeiden oder ihre Symptome zu mildern?

Wenn Du Dich einer Kinderwunschbehandlung unterziehst und das Risiko einer Überstimulation minimieren möchtest, gibt es einige Maßnahmen, die Du selbst ergreifen kannst:

    1. Engmaschige Selbstüberwachung: Gewichtskontrolle: Wiegen Dich täglich und notiere Dein Gewicht. Eine plötzliche Gewichtszunahme von mehr als 1,5 Kilogramm pro Tag kann ein Hinweis auf eine Überstimulation sein.
    2. Symptomtagebuch: Führe ein Tagebuch über mögliche Symptome wie Bauchschmerzen, Übelkeit, Blähungen oder Atemnot. Dies hilft Ihnen und Ihren Ärzten, Veränderungen frühzeitig zu erkennen.
    3. Flüssigkeitszufuhr: Trinke ausreichend Wasser, um Deinen Flüssigkeitshaushalt zu unterstützen. Vermeide jedoch übermäßige Flüssigkeitsaufnahme, da dies zu einer weiteren Belastung führen kann.
    4. Ernährung: Achte auf eine ausgewogene und proteinreiche Ernährung, die dazu beitragen kann, die Symptome zu mildern. Lebensmittel wie Hühnerbrust, Fisch, Eier und Milchprodukte sind gute Proteinquellen.
    5. Körperliche Schonung: Vermeide intensive körperliche Aktivitäten, die die Symptome verschlimmern könnten. Leichte Bewegung und Ruhephasen können Dir helfen, sich besser zu fühlen.
    6. Stressreduktion: Versuche, Stress so gut wie möglich zu vermeiden. Entspannungstechniken wie Meditation, Atemübungen oder Yoga können helfen, den Körper zu beruhigen und den Heilungsprozess zu unterstützen.

Wie häufig tritt eine Überstimulation bei IVF- und ICSI-Behandlungen auf?

Die Häufigkeit von Überstimulationssyndromen (OHSS) bei IVF– und ICSI-Behandlungen variiert je nach verschiedenen Faktoren wie dem individuellen Gesundheitszustand der Patientin, der Art der verwendeten Stimulationsprotokolle und der Erfahrung des behandelnden Teams.

In der Regel tritt eine milde Form von OHSS bei etwa 20-33% der Patientinnen auf, die eine IVF– oder ICSI-Behandlung durchlaufen. Schwere Formen von OHSS sind seltener und treten bei etwa 1-3% der Behandlungen auf. Das Risiko für eine Überstimulation ist höher bei jüngeren Frauen, bei Frauen die einen erhöhten AMH Wert haben und bei Frauen mit dem polyzystischen Ovarialsyndrom (PCOS), da sie oft empfindlicher auf die Stimulation reagieren.

Fazit

Die Überstimulation ist eine ernstzunehmende Komplikation bei Kinderwunschbehandlungen wie der IVF-Behandlung und der ICSI-Behandlung. Ein frühzeitiges Erkennen der Symptome und eine angemessene Behandlung sind entscheidend, um schwerwiegende gesundheitliche Risiken zu vermeiden.

Wenn Du Anzeichen einer Überstimulation bemerken solltest, ist es wichtig, sofort ärztlichen Rat einzuholen, um ernsthafte Komplikationen zu vermeiden.

Mit der richtigen Betreuung und Vorsichtsmaßnahmen kann die Kinderwunschbehandlung erfolgreich und sicher verlaufen.

 

Wenn Dich dieses Thema interessiert oder Du weitere Fragen hast, lass es mich in den Kommentaren wissen.

Alles Liebe und viel Glück für diesen besonderen Weg zu Deinem Baby.

Deine Heilpraktikerin Karin Heidmann

 

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Quellen:

Kinderwunschzentrum – Überstimulationssyndrom OHSS

Häufige Fragen zur Überstimulation

 

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Über Karin Heidmann

Karin Heidmann machte bis 2001 in Hamburg ihre Ausbildung zur examinierten Krankenschwester und schloss 2009 ihr Studium zur Heilpraktikerin ab. Darüber hinaus belegte sie nach ihrem Examen 2009 in den folgenden Jahren Fachfortbildungen zum Thema, Mykotherapie, Phytotherapie, Homöopathie, Schüssler Salze, Ernährungs- und Vitalstoffberatung. Bis zu der Geburt ihrer Kinder arbeitete sie überdies viele Jahre in der Gynäkologie und später in der Intensivmedizin.

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